Am Donnerstag, dem 27. August 2020 feiert der Jugendtreff am Markt (JaM) in Idar-Oberstein sein 10-jähriges Bestehen. Dies ist ein guter Anlass, um auf die letzten Jahre zurückzublicken und aufzuzeigen, was das JaM auszeichnet, inwieweit es mit seinem breit gefächerten Angebot die unterschiedlichsten Jugendkulturen aufgreift sowie den Kindern und Jugendlichen aus Idar-Oberstein Unterstützung anbietet.

Archiv Stadt Idar-Oberstein:
Zahlreiche Besucher bei der Eröffnung im “JAM”

Eröffnung: Nachdem der das JuZ  in der Nahestraße geschlossen wurde, fand man mit neuer Konzeption und Ausrichtung in den Räumen des früheren „Idarer Früchteecks“ am Markplatz einen geeigneten Ort für einen „Jugendtreff“, der eine große Bereicherung für die Jugendarbeit der Stadt werden sollte. Die Lage ist vorteilhaft, da es am Markplatz sowohl Busverbindungen als auch ausreichend Parkplätze gibt und somit das JaM für Kinder und Jugendliche mit und ohne Führerschein gut erreichbar ist. Die Gründung des Jugendtreffs wurde damals von allen politischen Fraktionen unterstützt – auch der damalige Oberbürger Bruno Zimmer sowie Frank Frühauf, damals noch als Jugenddezernent, waren starke Befürworter. Bis das JaM jedoch eröffnet werden konnte, beanspruchten Planung und Umbau viel Zeit. Die Räume mussten teilweise von Grund auf neu saniert werden, sanitäre Anlagen und eine Küche eingebaut werden sowie Wände gestrichen werden. Hauptverantwortlich für die konzeptionelle Ausgestaltung waren in den Anfängen vor allem der damalige Jugendpfleger Dieter Hochreuther und der Sozialarbeiter Sebastian Herzig, der damals neu zum Team der Jugendarbeit dazu kam und in der darauffolgenden Zeit mit Jan Jakobi dem Jugendtreff Leben einhauchte. Das Engagement der Jugendlichen in den ersten Jahren war riesig und es gab viele junge Menschen, die ihre Interessen in die Planung, Ideenfindung und Gestaltung der Räumlichkeiten mit Leidenschaft einbrachten.  

Die verschiedensten jungendkulturellen Szenen und Strömungen fanden über die Jahre hinweg ihren Platz im JaM.

Graffiti: Die Außenwand des JaMs ist mit verschiedenen Schriftzügen und stadtbezogenen Bildern ein echter Hingucker. Aber nicht nur hier, sondern auch an der Struthbrücke durften Kinder und Jugendlichen ihre Kreativität und Fähigkeiten im Graffitisprühen unter Beweis stellen.  Außerdem gab es im JaM auch Graffiti-Workshops, in denen man das Handwerk dieser Kunstform erlenen und vertiefen konnte.

Konzerte: Das Interesse an Musik verbindet die meisten Jugendlichen und es wundert daher nicht, dass kleinere und größere Konzerte viele Jugendliche und junge Erwachsene regelmäßig ins JaMs oder größere Hallen locken. Bei den monatlichen Konzerten im JaM wird eine Vielzahl an Musik-Genres angeboten, um eine große Anzahl von Jugendlichen anzusprechen: Von Rock, Metal, Punk, Funk, Grunge, Hardcore bis zu Alternative und Hiphop war schon alles im JaM vertreten und traf auf großen Zuspruch. Ein wichtiger Anspruch des JaMs und der „Musikinitiative Idar-Oberstein“ hierbei ist es, vor allem Nachwuchsbands aus unserer Region zu fördern und ihnen eine Plattform zu bieten, wo sie ihre erste Bühnenerfahrung sammeln und ihre Fähigkeiten vor Publikum unter Beweis stellen können. Das JaM bietet jungen Bands auch an, Proberäume zu benutzen. Es gibt auch genre-spezifische Veranstaltungsreihen, die über mehrere Jahre laufen, wie z.B. das „Mosh im JaM“, bei dem das Publikum zu den harten Klängen von Deathcore und Metalcore abrocken kann. Besinnlicher geht es dagegen bei den akustischen Gitarrennächten bei „Six Strings – One love“ zu. Hier treten verschieden Musiker und Songwriter auf und verursachen bei dem Publikum mit ihrer Gitarre und angenehmen Stimmen zum passenden Ambiente eine Gänsehaut. Rockiger geht es wiederum bei den beliebten „X-Mas Rock“ kurz vor Weihnachten statt. Hier wird sich nochmal zu guter Rock- und Metal-Musik so richtig warm getanzt. Auch starker Schneefall können manche Fans nicht davon abhalten, zu diesem Konzert zu kommen. Die größte jährliche Veranstaltung mit mehreren hundert Zuhörern ist die „School’s out Party“ (seit 2019 „Diamond City Rockfest“), bei der vor allem Schüler richtig gut in die Sommerferien starten können. Hier werden neben regionalen Bands auch größere internationale Bands geboten, welche zum Teil aus Großbritannien oder gar den USA anreisen.

Personal: Der Jugendtreff ist durchgehend mit zwei hauptamtlichen pädagogischen Fachkräften des Stadtjugendamtes Idar-Oberstein besetzt. Die Jugendarbeit lebt aber von dem Engagement und der Partizipation von Jugendlichen. Deshalb sind auch viele freiwillige Jugendliche bei der Organisation und Umsetzung von Veranstaltungen involviert, indem sie u.a. bei dem Aufbau oder beim Verkauf an der Theke helfen. Manoj Galle schreibt dazu: Ganz am Anfang noch als Besucher, später auch mit in der Organisation oder selbst auf der Bühne. Es war für mich damals wirklich sehr einfach dort Anschluss zu finden und ein Teil des Orga-Teams zu werden, das bis heute besteht und zusammen mit dem Jugendamt Konzerte im JAM veranstaltet, aber auch größere Veranstaltungen wie das ehemalige Schools Out Festival organisiert“.

Lokal-global:  Auch das zweiwöchige Medienprojekt „Lokal-global“ von medien.rlp wird jährlich im JaM durchgeführt. Hier werden verschiedene Workshops für alle Altersklassen angeboten: Bei „Ran an die Maus“ werden Kindergartenkinder und Grundschüler an die Bedienung eines Computers herangeführt. Es gibt Lanpartys, bei denen Kinder und Jugendliche die klassischen Echtzeitstrategiespiele, wie z.B. „Starcraft“ und „Warcraft III“ zocken können, sowie im letzten Jahr einen Workshop zur Erstellung von „Minecraft“-Mods. Daneben gibt es für Jugendliche und Erwachsene Vorträge und Aufklärungsarbeit zum richtigen Umgang mit den digitalen Medien, Fakenews und Cybermobbing. Über die zwei Wochen stellt das JaM im „Offenen Surfen“ auch mehrere Laptops bereit, an denen die Kinder sich an altersgerechten und ausgewählten Spielen ausprobieren können.

Kino: Auch das Medium Film kommt im Jugendtreff nicht zu kurz. Sehr beliebt ist die einwöchige Veranstaltung „Popcorn im Maisfeld“ in den Herbstferien. Hier werden verschiedene kinder- und jugendgerechte Filme gezeigt, von „Die rote Zora“, „Vorstadtkrokodile“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“ bis zu „Die fetten Jahre sind vorbei“ und „Persepolis“. Daneben bekommen Kinder und Jugendliche regelmäßig in der Grundschule Weierbach zu ausreichend Popcorn einen Überraschungsfilm präsentiert. Im Dezember kann man sich dann im Adventskino mit den richtigen Filmen auf Weihnachten einstimmen. Aber auch zu besonderen Anlässen wie im Rahmen zur Aufklärungsarbeit gegen Rechts („Blut muss fließen“) oder am Frauentag („Das Mädchen Wajda“), bietet das JaM regelmäßig Filmvorführungen mit anschließender Diskussion an.

Jugendkultur: Im JaM gibt es auch immer wieder die Möglichkeit bei Workshop und Kursen in den Bereichen Hip-Hop und Streetdance mitzumachen. Hier werden zu verschiedene Musikrichtungen Choreografien einstudiert und es gibt die Möglichkeit an sogenannten Battles und Turnieren außerhalb teilzunehmen. Auch wenn hier Konzentration und Disziplin gefordert ist, bleibt der Spaß nie auf der Strecke. Die Streetdancerin, Jessica Kuhn, beschreibt ihre Zeit im JaM: „Ich war anfangs sehr schüchtern, nicht selbstbewusst und eine Niete im Tanzen. Durch eine ehemalige Freundin bin ich auf das Tanzen im JaM aufmerksam geworden. Es hat mir so sehr gefallen, dass ich mich nach zweimaligem Ansehen angemeldet habe. Mit der Zeit habe ich immer mehr Taktgefühl entwickelt und bin besser geworden, es hat mich aus dem Alltag gebracht und abgelenkt. Ich war immer froh, wenn es Dienstag oder Donnerstag war, da ich wusste, ich hatte abends noch Training und konnte wieder abschalten. Man ist einfach mit dem Team über die Jahre zu einer kleinen Familie aufgewachsen und besser geworden, wir waren alle füreinander da. Man konnte sich aufeinander verlassen und immer um Hilfe bitten.“

Offener Treff: Zweimal wöchentlich öffnet der Jugendtreff vom Nachmittags bis abends seine Türen und die Kinder können nach der Schule in den Jugendräumen erst einmal chillen, an der Wii, Tischtennisplatte oder am Kicker spielen, an zwei Laptops im Internet surfen, Hausaufgaben erledigen oder einfach nur mit seinen besten Freunde abhängen. Einmal die Woche bietet das JaM auch ein kostenloses Kochangebot an, bei dem die Kinder zusammen eine gesunde, warme Mahlzeit zubereiten und diese anschließend gemütlich essen können. Ein paar Mal im Jahr finden zudem auch die geschlechterspezifischen Angebote „Only for Girls/Boys“ statt, bei denen Mädchen und Jungs sich in kreativen Projekten ausleben und Spaß haben können. Auch die Kartenspieler von „Magic: The Gathering“ treffen sich einmal wöchentlich im Offenen Treff und freuen sich immer über neue Interessierte.

Politische Jugendarbeit: Auch die politische Aufklärungsarbeit der Jugendlichen liegt stark im Interesse des JaMs. Hier gab es ein breites Angebot von Konzerten und Diskussionen mit dem politischen Musiker Kai Degenhart, Zeitzeugentreffen, Speed-Datings und vor den Wahlen mit den Vertretern der Parteien, Konzerte wie „Rockt die Politik!“, Lesungen und Vorträgen zu verschiedenen Themen wie zur 68er-Bewegung, zur rechten Szene und dem Antisemitismus in der Rap-Szene, bis hin zu einwöchigen Fahrten nach Ausschwitz.

Präventionsangebote: Der Jugendtreff bietet präventive Hilfe an und führt verschiedene Angebote durch, um Jugendliche und junge Erwachsene besser zu schützen. Hier fanden Anti-Agressionsangebote für Schulen und Theaterstücke zum Thema Amoklauf statt. Auch unterstützt der Jugendtreff das Alkoholpräventivprogramm „HaLT-Hart am Limit“ zur und war bei dem diesjährigen Faschingsumzug auch mit einem eigenen Stand anwesend, um die Teilnehmer für das Thema Alkoholmissbrauch zu sensibleren.

Ausstellungen: Im Rahmen von spezifischen Themenwochen und in Verbindung mit Vorträgen und Konzerten finden im JaM auch öfter Ausstellungen statt, wie z.B. die von Schülern erstellte Ausstellung „Falsche SehnSüchte“, welche die unterschiedlichen Formen der Sucht thematisierte, „Mea culpa“, welche die Opfer des Nationalsozialismus in den Fokus stellte, „Anders? Cool“ über Jugendmigration, sowie die Plakatserie „Walk of Fame“, bei der die unbekannten, sozialen und positiven Seiten von einigen Stars präsentiert wurden. Neben den öffentlichen Ausstellungen im Jugendtreff gab es immer auch Kooperationsveranstaltungen mit den Schulen.

Skaterinitiative: Die Skaterkultur war früher stark vertreten in Idar-Oberstein. In der ehemaligen Hohlkaserne gab es eine Halle, in der täglich, Skater coole Tricks erproben und erlenen konnten. Highlights waren die großen Skater-Contests, die sich überregionaler Beliebtheit erfreuten. Hier wurden die Sieger in unterschiedlichen Altersklassen und Kategorien gekürt. Danach ging es zur Aftershow-Party ins JaM. Zudem gab es Fahrten zu den Contests nach Trier. Heute können sich die Skater auf der Anlage neben der ehemaligen Weinsauschule treffen. Eine Umsiedlung der Anlage in den neuen Stadtpark Nahbollenbach ist in den nächsten Jahren geplant.

Partys für die Kleinen: Natürlich dürfen sich im Jugendtreff nicht nur die Großen austoben. Für die Unterstufenschüler gibt es die sehr beliebten Faschings– und Halloweenpartys, bei denen die Kinder in kreativen Verkleidungen zu guter Musik und leckeren Süßigkeiten richtig abfeiern können. Zum Schluss wird das Kind mit der besten Verkleidung gewählt und gewinnt einen Preis.

In den zehn Jahren JaM gab es natürlich noch unzählige andere Veranstaltungen und Formate wie die „offene Bühne“, auf der sich mutige Teilnehmer ganz frei im Gesang, Tanz, Comedy, Zaubern präsentieren konnten, Workshops zu Poetry Slam, Bad Taste Partys und lustige Karaoke Abende. Diese Fülle und Vielfältigkeit der Angebote zeigt, dass sich der Jugendtreff am Markt zu einem festen Bestandteil der Stadt etabliert hat und dass die Kinder und Jugendlichen dieser Stadt das Angebot ausgiebig nutzen und manche sich in die Organisation einbringen können. Thomas Steinbrecher, der als Musiker oft auf der Bühne stand aber auch als Bundesfreiwillger im JaM half, sagt dazu: „Was mir beim JaM stets wichtig ist und mir viel bedeutet, ist die Möglichkeit, sich selbst einzubringen, mitzuwirken und zu gestalten. Freiräume für Jugendliche sind sehr wichtig für die persönliche Entwicklung sowie der Interessensförderung an der Teilhabe zum sozialen und politischen Austausch in der Gesellschaft – ebenso sind sie ein wichtiger Schutzraum für Toleranz und Vielseitigkeit. Leider ist dies aktuell keine Selbstverständlichkeit und wird meist nur milde belächelt, so wie vieles im kulturellen Bereich – dabei ist es für viele ein wichtiger Ort des Begegnens, Gestalten und Entwickeln. Lasst uns weiterhin dafür sorgen, dass solche Freiräume erhalten bleiben – auf weitere Zehn Jahre Jugendtreff am Markt!“

Eine öffentliche Feierlichkeit zum Geburtstag im JaM wird es aufgrund der Pandemie leider nicht geben. Wer neugierig ist und in Erinnerung schwelgen möchte, bekommt am 27. August 2020 aber von draußen einiges zu sehen. Auch wird auf dem Instagram-Account des Jugendtreffs an den Geburtstag erinnert.