Wenn Volker Lorenz und Thorsten Schneider morgens ihre Auszubildenden treffen, ist zur Zeit vieles anders, denn seit dem 17. März läuft die Ausbildung beim OIE Verteilnetzbetreiber Westnetz vorrübergehend nur noch digital über Tablets. Die Ausbildungsstätte in Idar-Oberstein bleibt zunächst bis Ende April geschlossen.

Bildunterschrift: Ausbildungsleiter Volker Lorenz hat auf seinem privaten Schreibtisch einen Bereich für den dienstlichen Laptop und das iPad freigemacht. Von dort aus meistert er mit seinem Kollegen Thorsten Schneider und den Azubis die neue digitale Arbeitswelt. Da er durch das Home-Office nicht mehr die weiten Wege in die Werkstatt und weniger Bewegung hat, wird nach Feierabend entweder ein Spaziergang gemacht oder das Laufband, das man im Nebenraum sieht, benutzt.

Um 7.30 Uhr geht es jeden Morgen los: Dann loggen sich Lorenz und Schneider, Ausbildungsleiter und Ausbilder bei Westnetz in Idar-Oberstein für die technischen Berufe, und die Azubis über eine Software auf einer Onlineplattform zum digitalen Unterricht ein. „Wir tauschen uns morgens erst einmal über aktuelle Themen aus. Dann bekommen die Auszubildenden ihre Tagesaufgabe sowie ergänzende Literatur“, erläutert Lorenz. „Die Azubis lösen und bearbeiten die Aufgaben im Laufe des Tages. Sie können sich selbstverständlich bei Fragen jederzeit an uns Ausbilder wenden oder sich untereinander austauschen.“ Um die Arbeit für die Ausbilder beim OIE Verteilnetzbetreiber zu entzerren, haben sie sich die Aufgaben untereinander aufgeteilt. „Ich stimme mich mit meinem Kollegen über die Inhalte ab und wir teilen die Themen untereinander auf. Überwiegend übernimmt aber jeder sein Ausbildungsjahrgang in der Betreuung. So werden die Ausbildungsinhalte auf viele Schultern verteilt“, beschreibt Lorenz das Prinzip. Die Azubis arbeiten online also nicht nach Ausbildungsjahrgängen unterteilt, sondern nach Themenschwerpunkten. „Wir sind sehr positiv überrascht, wie gut das funktioniert“, zieht Lorenz ein erstes Fazit. Die Azubis seien begeistert, mit einer hohen Disziplin dabei und keiner fehlt. „Und was mich am meisten freut, ist die Tatsache, dass sich alle untereinander unterstützen und sich gegenseitig helfen.“

Dass nicht nur die kaufmännische, sondern auch die gewerblich-technische Ausbildung bei Westnetz in Zeiten der Corona-Pandemie schnell auf eine digitale Lernplattform verlegt werden konnte, liegt an der Tatsache, dass das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr alle Auszubildenden mit einem Tablet ausgestattet hat. „So war es für uns möglich, auf die außergewöhnliche Situation zügig zu reagieren und handlungsfähig zu bleiben. Generell hat Westnetz innerhalb kürzester Zeit alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So gut wie alle Mitarbeiter sind ebenfalls, soweit es möglich gewesen ist, zum 17. März ins Home Office geschickt worden. Mitarbeiter, deren Aufgabengebiet das Arbeiten von Zuhause aus nicht zulässt, wurden in Zweier-Teams aufgeteilt. Diese Teams sollen sich möglichst nicht begegnen“, sagt Lorenz. Wann die Ausbildung wieder in der Ausbildungsstätte stattfinden kann, ist derzeit noch nicht absehbar. Die Maßnahme, die technische Ausbildung digital durchzuführen, ist zunächst bis zum 30. April angedacht. Ein vollständiger Ersatz ist das rein digitale Lernen im Fall einer gewerblich-technischen Ausbildung nicht. „Es fehlt der persönliche Kontakt sowie die Arbeit und Unterweisung am Werkstück, ebenso der Einsatz in den Fachbereichen“, sagt Lorenz. „Aber die Ausbildung via Tablet kann auch künftig – über Corona hinaus – eine gute Ergänzung sein, um flexibel und ortsunabhängig auszubilden. Dann lassen sich Ausbildungsinhalte schnell und unkompliziert digital vermitteln.“ Insgesamt sind derzeit 17 junge Menschen am OIE Standort in einer Ausbildung zum Elektroniker/-in für Betriebstechnik und vier zur Industriekauffrau/-mann. Auch der Ausbildungsstart für das Jahr 2020 wird wie gewohnt stattfinden.