Prof. Dr. habil. Günter Haag ist international bekannt geworden durch zahlreiche Studien zur Entwicklung von Regionen und Ballungsräumen mit Hilfe einer sogenannten Mastergleichung. Die Mastergleichung erlaubt, aus der Modellierung der Interaktionen einer Vielzahl von einzelnen Akteuren Schlüsse für die Resultate auf der Gesamtebene abzuleiten. Sie ist eines der bottom-up Verfahren der Synergetik, deren Begründer Hermann Haken 2021 am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier mit dem Friede-Gard-Preis geehrt wurde. Auch Günter Haag kommt aus dieser „Stuttgarter Schule“ der Synergetik.

Foto: Matt Stark, stark-photography

Professor Haag erhält den Friede-Gard-Preis 2024 insbesondere für folgende maßgebliche Beiträge unter Nutzung der Mastergleichung, die auch ein wichtiges Instrument für die Modellierung von Nachhaltigkeit sein kann.

Er ist gemeinsam mit Wolfgang Weidlich (verstorben 2015) Begründer der „Sociodynamics“ oder „Quantitativen Soziologie“, (auch „Soziophysik“) die mathematische Methoden zur Analyse von soziologischen und sozioökonomischen Fragen einsetzt. Wegweisend ist die Arbeit zur „Schumpeter Clock“ (beide zusammen mit dem Ökonomen Gerhard Mensch), die auf Basis der Investitionsentscheidungen von Einzelakteuren das Zustandekommen von Konjunkturzyklen zeigt und wie diese ihrerseits auf das Investitionsverhalten zurückwirken. Professor Haag hat diverse Modelle zu regionaler und überregionaler Entwicklung theoretisch entwickelt und empirisch untersucht. Dabei beinhalteten die Modelle insbesondere das Zusammenspiel von demographischer und wirtschaftlicher Entwicklung unter Einschluss von Migration.

Die bei diesen Arbeiten eingesetzte Mastergleichungs-Methode ist in der Lage, Ungleichgewichtssituationen zu behandeln und „Phasenübergänge“ („Tipping Points“) anzuzeigen. Sie hat auch in die Wirtschaftswissenschaften Eingang gefunden bei der Behandlung von „Meinungsbildungen“ („Opinion Dynamics“ und „Sentiment Dynamics“). Wegen ihrer Bandbreite und Flexibilität bietet sie sich grundsätzlich auch für die Modellierung von Problemen der Nachhaltigkeit an.

Weitere Informationen zum Preisträger und seinem Werk sind auf der Homepage des Friede-Gard-Preises auf der Website des Umwelt-Campus Birkenfeld verfügbar (www.umwelt-campus.de/friede-gard-preis).

Die Preisverleihung findet statt am Mittwoch, den 09. Oktober 2024 ab 18 Uhr als Online-Veranstaltung(in deutscher Sprache, fallweise mit Übersetzung). Dabei wird Professor Haag einen allgemeinverständlichen Einblick in und Überblick über sein Schaffen geben. Als Laudatoren fungieren Prof. em. Dr. Denise Pumain, Universität Paris-Sorbonneund Prof. Dr. Heiner Lasi, Universität Stuttgart sowie Leiter des Ferdinand-Steinbeis-Instituts.

Für ein fachlich vorgebildetes Publikum wird es darüber hinaus am 11. Oktober 2024 ab 9 bis ca. 12.30 Uhr auch ein Online-Seminar in deutscher Sprache (fallweise mit Übersetzung) mit dem Preisträger geben.

Anmeldungen zu beiden Veranstaltungen sind ab sofort möglich unter: https://www.umwelt-campus.de/anmeldung-friede-gard-preisverleihung

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Der Friede-Gard-Preis für Nachhaltige Ökonomik ist ein Preis für wissenschaftliche Leistungen, die besondere Fortschritte bedeuten für die Weiterentwicklung der Wirtschaftswissenschaft zu einer Ökonomik für eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft.

Er wird jährlich von der 2020 gegründeten, gemeinnützigen Friede-Gard-Stiftung (www.friede-gard-stiftung.de) vergeben und ist mit 5.000 € dotiert.

Die Friede-Gard-Stiftung kooperiert dabei mit dem Fachbereich Umweltwirtschaft/Umweltrecht am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier (www.umwelt-campus.de/friede-gard-preis).